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Tiergestützte Pädagogik
Förderbereiche der tiergestützten Pädagogik
Die besondere Wirkung von Hunden

Tiergestütze Pädagogik

Der Einbezug von Tieren in pädagogisch/therapeutische Maßnahmen ist bereits aus dem 8. Jahrhundert bekannt. Allerdings wurden diesbezügliche Erfahrungen nicht wissenschaftlich dokumentiert, sodass der Durchbruch erst 1960 durch den Kinderpsychater Boris Levison kam, der die Möglichkeit seines Hundes als „Vermittler“ entdeckte.

 

Die „besondere Wirkung“, die Tiere auf Menschen haben, ist elementarer Bestandteil der tiergestützten Pädagogik und beinhaltet Maßnahmen, bei dem ein Tier gezielt in pädagogisch/therapeutische Prozesse miteinbezogen wird. Je nach Zielsetzung dieser Interventionen variieren die Auswirkungen auf den Menschen.

 

In Deutschland erfreut sich der Bereich der tiergestützten Arbeit zwar zunehmendem Interesse und die erzielten Erfolge belegen die enorme Wirksamkeit, dennoch wurde die Effektivität der tiergestützten Arbeit in anderen Ländern (z.B. USA) sehr viel früher erkannt.
Dies führte dazu, dass in Deutschland noch keine einheitlich begriffliche Abgrenzung existiert. Aufgrund dessen werden tiergestützte Interventionen meist unter dem Begriff „tiergestützte Therapie“ verwendet.
Grundlegend lassen sich die Bereiche jedoch wie folgt unterscheiden:

 

Tiergestützte Aktivität
Tiergestützte Aktivität beinhaltet Interventionen im Zusammenhang mit Tieren mit der Zielsetzung, dass allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Ein Beispiel hierfür sind Tierbesuchsdienste.
Für die Durchführung bedarf es keiner speziellen pädagogischen Ausbildung, das Tier sollte jedoch für einen solchen Einsatz geeignet sein (nicht aggressiv…).

 

Tiergestützte Pädagogik
Tiergestützte Pädagogik beinhaltet Interventionen, die auf der Basis eines Förderplanes mit konkreten, klientenzentrierten Zielvorgaben stattfinden.
Ziele sind das Verbessern und Stärken von Ressourcen und Fähigkeiten, sowie das Erreichen von Lernfortschritten im sozial-emotionalen Bereich.
Die Durchführenden sind ausgebildete Förderpädagogen oder Pädagogen, die mit Hilfe speziell ausgebildeter Tiere arbeiten.

 

Tiergestützte Therapie
Therapie bedeutet allgemein die Behandlung einer Erkrankung und bedarf einer Situations- und Problemanalyse. Die Behandlung erfolgt anhand eines  konkreten Therapieplanes inklusive eruierter Therapieziele.
Die Durchführenden sind therapeutisch qualifizierte Personen, die je nach Therapiekonzept das speziell ausgebildete Tier als integralen Bestandteil in die Behandlung mit einbeziehen. Ausführende Berufsgruppen sind beispielsweise Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten u.a.

Förderbereiche der tiergestützten Pädagogik

Motorik/Psychomotorik

Durch Interaktionen mit dem Hund verbessert sich die Gesamtbeweglichkeit sowie die Grob- und Feinmotorik. Die nonverbale Kommunikation begünstigt die Kooperation von Gefühlen und Bewegungen und führt so zu einer Verbesserung der Psychomotorik.

 

Soziale Kompetenzen

Durch Beobachtungen lassen sich Intensionen des Hundes erkennen, dies führt zu einer Verbesserung der sozialen Kompetenzen. Die Interaktionen mit dem Tier lassen sich auf den Menschen transferieren. Der emotionale Austausch mit dem Tier ermöglicht eine Auseinandersetzung mit den eigenen sowie mit fremden Emotionen. Die nonverbale und kritiklose Kommunikation, führt zur Reduzierung sozialer Ängste sowie zu einem verbesserten Umgang mit anderen Menschen.

 

Aufmerksamkeit und Wahrnehmung

Aufgrund der Beobachtung des Hundes und anhand des Erfordernisses, die Signale des Hundes sensibel wahrzunehmen, verbessert sich die Wahrnehmung, die Konzentration sowie die Aufmerksamkeit. Dies beinhaltet auch die sinnliche Wahrnehmung, die Verknüpfung von Wahrnehmung und Intuition. Zudem bietet sich die Möglichkeit, verzerrte Wahrnehmungen des Selbst oder in Bezug auf andere zu korrigieren.

 

Emotionen/Bindung
Durch den Beziehungsaufbau zum Hund lassen sich verdrängte Bedürfnisse nach Kontakt und Nähe reaktivieren. Rücksichtnahme, soziale Sensibilität sowie adäquate Formen der Selbstbehauptung können gelernt werden. Der Hund vermittelt dem Klienten das Gefühl, gebraucht, gemocht und akzeptiert zu werden. Dies führt zu einer Steigerung des Selbstwertgefühles.Die Anwesenheit des Hundes beeinflusst den Mensch positiv. Der Hund wirkt beruhigend und spendet Mut. Die emotionale Selbststeuerung wird durch die direkte und situationsgleiche Kommunikation gefördert und die Frustrationstoleranz verbessert.

 

Kognition/Lernen
Der Umgang mit einem Hund kann zur Anregung der Laut- und Wortproduktion führen. Der Klient spricht angstfrei mit oder über das Tier, was zu einer Verbesserung der Sprachfähigkeit und der Sprechfreude führt.
Ermöglichte Bindungserfahrungen zu dem Hund können auf den Menschen transferiert werden. Die nonverbale Kommunikation wird gefördert, dies führt zu einer Verbesserung des emotionalen Empfindens.

 

Im Spiel können körperliche Funktionsabläufe trainiert werden, Verhaltensformen, Regeln und soziale Rollen herausgebildet und geübt und kognitive Fähigkeiten weiterentwickelt werden. Es bietet die Möglichkeit, die Umwelt zu erforschen, überschüssige Energien abzubauen, Spannungen zu lösen sowie Erlebnisse und Konflikte zu bearbeiten.

 

Durch die Interaktion mit dem Hund lassen sich emotionale und soziale Kompetenzen fördern. Sie verhilft zu einer realistischen Selbsteinschätzung, fördert das Selbstvertrauen und die Anpassungs- und Kompromissbereitschaft.*

 

*Vernooij, M.;Schneider, S. (2008): Handbuch der Tiergestützten Interventionen

Die besondere Wirkung von Hunden

Die positive Wirkung des Hundes auf den Menschen ist vielfältig. Hunde  sind dem Menschen gegenüber aufgeschlossen und neugierig. Sie bewerten nicht, sie können bedingungslos lieben und sprechen den Menschen auf einer Ebene an, die nicht direkt greifbar ist und die nichts mit menschlich verbaler Kommunikation oder gesellschaftlichen Normen zu tun hat.

 

Der Aspekt der nonverbalen Kommunikation
Hunde kommunizieren hauptsächlich mittels differenzierter Körpersprache und haben eine sehr sensible Wahrnehmung diesbezüglich. Sie erkennen feinste Signale und können den emotionalen Zustand eines Menschen wahrnehmen. So wissen sie, ob jemand Angst vor ihnen hat, schlecht gelaunt oder wütend ist und erspüren unbewusste Gefühle. Man kann einem Hund nichts „vormachen“. Stimmen verbale und nonverbale Kommunikation nicht überein, reagiert der Hund direkt auf verdrängte oder unbewusste Gefühle. Er fungiert als Spiegel, indem er die Körpersprache des Menschen beantwortet und ihm so zu einem vollständigen Bild seiner Person verhilft. Hierin liegt ein großes Potenzial der pädagogischen Arbeit. Der Hund spürt unterschwellige Emotionen auf und bietet durch diese Offenbarung die Möglichkeit zur Veränderung.
Zudem bietet der Hund eine „ehrliche“ Kommunikation an. Er lügt nicht, er rächt sich nicht und er ist nicht intrigant, wodurch paradoxe Inhalte ausgeschlossen werden. Ursache und Wirkung stehen immer im kausalen Zusammenhang, was eine leicht verständliche und akzeptierbare Verständigung ermöglicht und eine positive Beziehungsanbahnung begünstigt.

 

Der Hund als Co-Therapeut
In der Interaktion mit dem Menschen ist der Hund offen, er lässt sich auf eine wechselseitige Beziehung ein und erfasst den Menschen instinktiv; der Mensch wiederum versucht, das Verhalten des Hundes zu verstehen. Der Hund wertet nicht und akzeptiert den Menschen so wie er ist, egal welche gesellschaftlichen Mängel oder Defizite dieser aufweist. Er hat eine positive, klare und unverfälschte Grundhaltung, welche den Menschen dazu veranlassen kann, eigene Anteile in diese Beziehung mit einzubringen, auf deren Grundlage dieser sein Selbst akzeptieren kann. Der Hund spiegelt das innere Erleben wieder, er erfasst Gefühle und Emotionen und reagiert dementsprechend auf diese.

 

Der Hund als Vermittler
Der Hund vermittelt zwischen dem Klienten und dem Pädagogen. Durch den Hund als gemeinsamen „Freund“ ergibt sich die Möglichkeit, dass sich theraphiemüde, zurückgezogene, reservierte oder ängstlichen Menschen zunächst dem Hund gegenüber und im weiteren Verlauf dem Pädagogen öffnen. Vielen fällt es leichter, eine Beziehung zu einem Tier einzugehen, da dieses eine ehrliche und wertfreie Basis anbietet.

 

Die Erziehungsfunktion des Hundes
Der Hund hat Bedürfnisse und fordert von seinem Menschen bestimmtes Verhalten. Der Klient muss sich, um mit dem Hund agieren zu können, darauf einstellen. Er muss sich in adäquater Form selbst-behaupten, muss Rücksicht nehmen und sein Verhalten kontrollieren. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit von Verhaltenskorrekturen.

 

Der Hund als Übergangsobjekt
Initialisierte Bindungsvorstellungen aus der Pädagogen-Klient-Beziehung können auf den Hund projiziert werden. Der Klient kann dadurch Schutz, Geborgenheit und Trost bei dem Hund finden.

 

Der Hund als Beziehungspartner
Klient und Hund gehen eine eigenständige Beziehung ein und agieren gemeinsam. Eine so wachsende Freundschaft bietet die Möglichkeit bisherige Bindungserfahrungen aufzudecken und diese zu verändern.

 

Der Hund als thematische Ressource
Pädagoge und Klient beobachten den Hund, welcher frei agiert. Durch Verhaltensbeschreibungen und –Interpretationen wird ein empathisches Verständnis aufgebaut.